Aus dem Regional Magazin - Jänner 2009

M-real Hallein

Aus der Traum mit der alten Halleiner Papierfabrik ?

Die Demonstration für M-real
Was hat sie gebracht
Was sind die neuen Ziele

Text und Bilder von
Alois Frauenhuber


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Nicht alle Forderungen beim Solidaritätsmarsch “Retten wir unsere Papierfabrik“ am 17. Dezember waren souverän und realistisch.














































































































































































Retten wir unsere Papierfabrik, lautete der Aufruf für einen Solidaritätsmarsch am 17. Dezember. Tausende Menschen aus dem ganzen Bezirk folgten dem Ruf und stellten sich hinter die 700 Mitarbeiter.



Demonstrierten am 17. Dezember gemeinsam in Hallein: AK-Präsident Sie
gfried Pichler, Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Halleins Bürgermeister Christian Stöckl. BilderFrauenhuber





Die Hoffnung lebt

Politiker aller Couleurs stellten sich hinter die Bewegung zur Rettung der Papierfabrik. Die Hoffnung wurde geschürt, während die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung lief.

„Wir befinden und in einer Konjunkturtalsole“, sagt Jörg Harbring, Leiter der Fabrik in Hallein. Die Aufträge gingen rapid zurück. Es gäbe auch keine neuen Ideen für das Halleiner Werk, die zu verfolgen wären. Man könne auf das Werk wie es jetzt besteht auch nicht weiter aufbauen. Auf Grund von EU-Richtlinien seien auch keine Zuschüsse für Umbauten und völlig neue Innovationen möglich.

Es ist aus mit der Perspektive zur Weiterführung der angeschlagenen M-real in Hallein.

Freitag vergangener Woche pilgerten Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Stellvertreter Wilfried Haslauer zum Geschäftsführer der Firma Sappi Europe, nach Brüssel. Sie wollten eine Entflechtung der vertraglichen Bindung zwischen Sappi und M-real für eine Weiterführung der Produktion von Papieren in Hallein erreichen.

Die Landespolitik-Spitze holte sich jedoch dabei eine harte Abfuhr: Die Firma Sappi bestehe auf ihren Vertragsbedingungen mit M-real. Sie habe kein Interesse daran, dass in Europa weiterhin feingestrichenes Papier produziert wird.

M-real hat wie bereits bekannt, am 3. November 2008 die Sparte Grafische Papiere an den südafrikanischen Papierhersteller Sappi verkauft. Dabei handelt es sich um vier der sechs M-real-Standorte in Europa. Nicht an Sappi verkauft wurde M-real Hallein. Im Vertrag wurde lediglich vertraglich zugesichert, dass M-real in Hallein die Produktion der feingestrichenen Papiere einstelle. Auf dieser Grundlage will Sappi die geforderte Weiterführung der Produktion dieser Papiere auf dem Standort Hallein bekämpfen.

Anderen Produktionen auf dem Standort Hallein stehe man zwar nicht ablehnend gegenüber. Ein Fortführen der Produktion von feingestrichenem Papier bis zur Realisierung eines Umbaus für Verpackungen will Sappi aber nicht zugestehen. Verpackungsproduktionen halte man für technisch möglich.

Burgstaller und Haslauer waren sich nach dem Gespräch einig, dass man weiter gegen diese Position der Firma Sappi vorgehen werde. Man werde diese rechtlich bekämpfen und dadurch den Vertrag zwischen Sappi und M-real allgemein in Frage stellen.



Der Plan „B“

Es gibt ihn, den Plan für alle Fälle: Das Aufrechterhalten der Zelluloseerzeugung mit wenigsten 200 Leuten, Aufrechterhaltung der Energieproduktion, und Teile des industriell gewidmeten Areal für echte neue, umweltfreundliche innovative Betriebe für die Zukunft mehrerer Hundert Beschäftigten zur Verfügung zu stellen, heißt es in gut informierten Kreisen.

Wie kam es zum M-real-Deal

Die M-real Corporation hatte bereits im September angekündigt, für Hallein strategische Partner für eine Weiterführung zu suchen, da dort seit Jahren zum Teil schwere Verluste anfallen.

Insiderinformationen zufolge bediente sich der marode finnische Konzern bereits seit Jahren frei aus dem Halleiner Werk. Die Konzernmutter M-real Corporation betreibt das Marketing für den Standort Hallein, und schröpfte es dafür mittels extrem überhöhter Kosten und presste es bis auf das Letzte aus.

In ihrer eigenen Finanznot haben die Finnen beim dealen mit Südafrika alle unternehmerischen Skrupel über Bord geworfen, und den Südafrikanern gegenüber die verhängnisvollen Zugeständnisse, Hallein aus dem Verkehr zu ziehen, eingeräumt. Dass das alles Rechtens sei, hat die EU-Kommission bereits am 31. Oktober 2008 gemäß der Fusionskontrollverordnung genehmigt. „Die Übernahme werde den Wettbewerb im Europäischen Wirtschaftsraum nicht erheblich behindern“, wird festgestellt.

Die an den Betrieb gebundenen Mitarbeiter und ihre Angehörigen sollen bei dieser Entscheidung wohl auf der Strecke bleiben.

Lösungen mit externen
Partnern gesucht

Das Umfeld für M-real Verkauf sein schwierig, lässt der Vorstandsvorsitzende der M-real Corporation Mikko Helander am 21. November ausrichten, auch eine Produktion von Haushaltspapieren sei in Hallein nicht sinnvoll?

Weder M-real, noch Sappi wollen in Zukunft Konkurrenten am Papiermarkt akzeptieren. Im Gegenteil, sie wollen jeden Versuch bekämpfen. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die anhaltende Finanzkrise seien denkbar ungünstig, um einen Investor für eine integrierte Papier- und Zellstofffabrik zu finden“, wird ausweichend argumentiert.

Nachdem die angebliche Suche nach konzerninternen Lösungen nicht aussichtsreich erschien, wollten man auf Verhandlungen mit „ausgewählten externen Partnern“ setzen. „Wir sind offen für Investoren und werden auch mit allen ernsthaften Interessenten verhandeln, aber ich habe den Politikern mitgeteilt, dass wir endlich konkrete und realistische Angebote brauchen und keine Absichtserklärungen.“

Industrieller Mirko Kovats bekundet Kaufinteresse

An einer Lösung für die Zukunft der Papier- und Zellstofffabrik in Hallein, die nicht an Sappi verkauft wurde, werde weiterhin intensiv gearbeitet, teilt M-real am 13. November mitgeteilt. Am 12. Dezember hat man mit der Capital- und Industrie Investment AG von Dr. Mirko Kovats vereinbart, dass schnellstmöglich ein konkretes Angebot gelegt werde. Mikko Helander, Vorstandsvorsitzender der M-real Corporation, betonte jedoch, dass eine Lösung in Hallein langfristig wirtschaftlich sinnvoll sein müsse, um Arbeitsplätze zu sichern und daher der Käufer Vorschläge für die Weiterführung des Werkes in Hallein liefern müsse, und der Käufer kein neuer Konkurrent für M-real sein dürfe. Dr. Kovats müsse eine realistische Geschäftsidee präsentieren und ausreichende Mittel für den Kauf, den Betrieb und die Weiterentwicklung der Papier- und Zellstofffabrik mitbringen.

So viel Sorge um Hallein?

Laut M-real Corporation beträgt die Gesamtsumme für den Kauf der Maschinen, Anlagen und Immobilien, für die Finanzierung des laufenden Betriebes, für die Bezahlung der Löhne und Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie für Investitionen in neue Produkte zirka 200 Millionen Euro.

Wie geht es weiter mit der
Fernwärme für Hallein

Die Stadt Hallein bezieht seit 15 Jahren die Restwärme aus der Papierfabrik. Bisher kostenlos. Zu zahlen ist lediglich jene Wärme, die dazu über der kalorisch anfallenden Papierproduktion extra erzeugt werden muss.

Die Restwärme aus der Fabrik wird über eine Auskoppelungsstation gratis in das öffentliche Leitungsnetz eingespeist. Nach einer Schließung von M-real fiele die Produktionsrestwärme aus. Die Anlage wäre jedoch auch ohne Produktion weiter zu betreiben. Das kostet jedoch eine Menge Geld. Der Kostenvorteil für die Gratiswärme für die Halleiner fiele jedoch aus, sagt Bürgermeister Dr. Christian Stöckl. Er befürchtet in diesem Fall eine Verteuerung der Heizkosten.

M-real produziert in den nächsten zwei Monaten noch Aufträge über gestrichene Papiere für Sappi. Wie es danach weiter gehen wird ist derzeit völlig offen. Danach tut sich nicht nur die Energiefrage für Hallein erst richtig auf.

Alois Frauenhuber






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Alois Frauenhuber, Herausgeber